Der Begriff des ‚Postdigitalen‘ hat Konjunktur – aber ästhetisch klar beschriebene Konzepte sind in den Philologien noch selten. In Abgrenzung von einer soziologischen und produktionstechnischen Definition, die den Begriff auf einen allgemeinen Zustand ‚nach der Digitalisierung‘ festlegt, in dem sowohl Analoges wie Digitales aufgehoben ist und sich fast alle Schreibenden mitunter digitaler Techniken bedienen, erprobt der Beitrag, in Anlehnung an den musik- und kunstwissenschaftlichen Diskurs, eine poetologische und ästhetische Charakterisierung des Postdigitalen im Bereich des Literarischen und bezeichnet einen spezifischen Typus davon mit Florian Cramer und Friedrich W. Block als Postdigitale Sprachkunst. – Da Digitale Ästhetiken in den vergangenen beiden Jahrzehnten bereits oft und klar beschrieben wurden, schlägt der Beitrag zunächst eine Unterscheidung von Digitaler und Postdigitaler Poetik vor, fächert dann verschiedene literarische Sichtweisen auf KI idealtypisch auf und vertieft sich schließlich in einem als ‚postdigital‘ typologisierten Werkbeispiel.
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Die Digitalisierung bringt kontinuierlich Grenzerosionen mit sich. Wissensbestände bedürfen daher der Neuordnung. Kaum irgendwo zeigt sich dies so deutlich wie auf dem Gebiet der Künste. Dieser Prozess ist noch längst nicht abgeschlossen und er betrifft sämtliche Bereiche, unter denen wir die Künste reflektieren, Ästhetik, Politik, Technik und Hermeneutik. Gerade im digitalen Zeitalter lassen sich auch diese Reflexionsbereiche nicht (mehr) klar trennen; sie verschränken sich und greifen auf verschiedene Weise ineinander. Dieser interdisziplinäre Band zeigt solche Verflechtungen auf. Ausgehend von einer praxeologisch orientierten Unterteilung in Kulturtechniken und künstlerische Praktiken, Interart-Studies und Intermedialität sowie Hermeneutik und digitale Literaturwissenschaft untersuchen Kulturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen (Literaturwissenschaft, Kunstwissenschaft, Kulturinformatik, Sound Studies) bestehende Grenzen und aktuelle Grenzüberschreitungen auf dem Gebiet der Künste, um von hier aus grundsätzliche Rückschlüsse auf Wirkung, Potential und Limitierungen des Digitalen zu ziehen.
Anhand der Werke des zeitgenössischen Prager Medienkünstlers Zbyněk Baladrán wird gezeigt, wie dort, wo sich mediale ‚Auflösungsprozesse‘ des Buchs Geltung verschaffen, in Form von literarisch-medienkünstlerischen Gattungshybriden zugleich neue Kunstformen des Literarischen entstehen. Der Aufsatz leistet somit einen Beitrag zur Gegenwartsanalyse des literarischen Felds im digitalen Zeitalter.
Diese zweite Monographie erschließt Schillers frühen, bisher noch nicht im Zusammenhang behandelten ‚Laura‘-Zyklus erstmals als Laboratorium erosphilosophischer Experimentaldichtungen. Im Kontext des schwäbischen Dichtungswettstreits der 1780er Jahre erweist er sich nicht nur als Medium artistischer Überbietungen der konventionellen Liebeslyrik, wie sie in Stäudlins ‚Schwäbischem Musenalmanach‘ repräsentiert ist. Mit seinen Bezugnahmen auf die Traditionen der Liebesphilosophie im 18. Jahrhundert vermittelt er über das engere lyrikgeschichtliche Umfeld hinaus auch einen aufschlussreichen Einblick in eine Zeit, die eine neue Liebessemantik verhandelt. Zugleich wird das vielgestaltige und mitunter widersprüchliche Kraftfeld der voridealistischen und vorromantischen Platon-Rezeption vermessen, das der literaturwissenschaftlichen Forschung bisher kaum in den Blick geraten ist.
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Die weit ausholende Dissertation zeigt, dass die Antike zur Aufklärungszeit das bevorzugte Medium der zeitgenössischen Selbstauslegung und damit eine Fiktion mit Interessencharakter ist: Sie wird zur Meistererzählung im Prozess der kulturellen und politischen Selbsterfindung Europas.
Die Studie fächert systematisch die Beziehungsmöglichkeiten von Antike und Christentum auf und rückt eine davon ins Zentrum: polarisierende Überordnungen der Antike in historischen Vergleichsmodellen. Anhand von eingehenden Textanalysen zeigt sie, dass dieses kulturelle Konfliktmuster die aufklärerischen Diskurse weitgehend durchdringt – Geschichtsdenken, Anthropologie, Kosmologie, Theologie, Poetologie, Gesellschafts-, Rechts- und Staatsphilosophie. Die kulturelle Konfliktinszenierung und die polarisierende Indienstnahme der Antike sind für zentrale Vertreter der Aufklärung insofern auf genuine Weise charakteristisch, als sie mit dem aufklärerischen Leitbegriff der ‚Kritik‘ korrespondiert: Kritik, verstanden als radikales Infragestellen etablierter Autoritäten, beruht auf polaren Beziehungsformen.
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